NUR ZUR VERTEIDIGUNG

Ich wohn im Vorderhaus zwei Treppen links
und wenn ich dort alleine wär dann ging’s
die Mittelwohnung steht auch leer, die Mieterin ist tot.
Die rechte Wohnung aber ist belegt,
ich hör tagtäglich wie sich was bewegt
und zwar der Rentner Krause, dadurch fühl ich mich bedroht.
Drum hab ich in der Nacht mit eigener Hand
vor seiner Flur Tür Stacheldraht gespannt,
nur zur Verteidigung
denn niemand möchte heutzutage Streit,
bloß Sicherheit.

Darauf hat mich der Krause provoziert
und meine Friedensgrenze demoliert,
und einen Wachturm hinter seiner Tür gebaut.
Zur Abschreckung hab ich ihm dann gewitzt
gleich Salzsäure durchs Schlüsselloch gespritzt,
nur leider hat er grad nicht durchgeschaut.
Als Warnung warf ich ihm rein defensiv
die Fensterscheiben ein, als er grad schlief,
nur zur Verteidigung
denn niemand möchte heutzutage Streit,
bloß Sicherheit.

Mein Nachbar wird nun langsam zum Problem,
er hat seit Kurzem ein Frühwarnsystem,
das immer wenn ich aus der Türe trete schellt.
Darauf hab ich mich auch modernisiert
und einen Flammenwerfer installiert
und so das Gleichgewicht des Schreckens bei uns wieder hergestellt
Zur Sicherung des Friedens bau ich vor
und blas ihm Nervengas durchs Heizungsrohr,
nur zur Verteidigung
denn niemand möchte heutzutage Streit,
bloß Sicherheit.

Jetzt züchtet dieser Kerl auf seinem Flur
aus Müll eine Bakterienkultur
und sendet sie mir dann als Wertpaket ins Haus.
Doch ich hab nachgerüstet und geschickt,
den Kellerraum mit Dynamit gespickt
und legte eine Zündschnur bis zur Strasse raus,
und wenn er nicht kleinbeigibt dieser Schuft,
spreng ich ihn samt dem Hause in die Luft,
nur zur Verteidigung
denn niemand möchte heutzutage Streit,
bloß Sicherheit.

Seit heute sind wir zwei nicht mehr allein,
denn in der Mitte zog ein neuer ein,
der wolle keine Waffen meinte er voll Zuversicht,
und auch das ich ihn nicht beschützen soll,
ich weiß nicht wem der Kerl hier nützen soll,
vielleicht ist er Schweizer´, aber so was zieht hier nicht.
Drum wird ich heimlich Krause interviewen,
was wir mit diesem neuen Mieter tun,
nur zur Verteidigung
denn niemand möchte heutzutage Streit,
bloß Sicherheit.

Mein Bündnispartner Krause ist sich klar,
der Pazifist ist nur eine Gefahr
für unsere Ordnung, die in diesem Haus besteht.
Zum Schutze unsrer  Friedenspolitik
erklären wir ihm gemeinsam nun den Krieg,
in schweren Zeiten übt man Solidarität,
und wenn der Kerl im Morgengrauen verglüht
ist das zwar traurig aber es geschieht,
nur zur Verteidigung,
bevor der Pazifismus über Nacht,
hier Schule macht.
 

SEIT DU GESTORBEN BIST

Seit du gestorben bist da fütter ich die Enten,
seit du gestorben bist, da sitze ich am Teich.
Seit du gestorben bist, da geh ich in die Schänken
und sauf mir jede Nacht die Birne weich.
Seit du gestorben bist, da spiel ich wieder Lotto,
in meinem Alter braucht man für Frauen Geld.
Seit du gestorben bist, bist du nur noch ein Foto,
seit du gestorben bist, bin ich nicht mehr dein Held.

Seit du gestorben bist, da schlaf ich auf dem Sofa
seit du gestorben bist, ist unser Bett zu groß.
Seit du gestorben bist, da fahr ich wieder Mofa,
seit du gestorben bist, da schnarch ich hemmungslos.
Seit du gestorben bist, da nehm ich eine Pille,
die mir der Arzt zur Trauerarbeit gab.
Ich frage mich, war das dein letzter Wille,
doch seit du gestorben bist, da schweigst du wie ein Grab.

Seit du gestorben bist, da hör ich auf zu rauchen,
weil ich es will, nicht weil dich es stört.
Seit du gestorben bist, bin ich gut zu gebrauchen
seit du gestorben bist, da mach ich nichts verkehrt.
Seit du gestorben bist sehn alle wie ich leide,
seit du gestorben bist, lobt jeder meinen Mut.
Die Nachbarn finden, dass ich mich viel besser kleide,
seit du gestorben bist, tust du mir wieder gut. 

Bridge:
Seit du gestorben .... muss ich manchmal weinen
und such den Ort, wo unsre Liebe stand,
seit du gestorben .... grüble ich im Lampenschein,
seit du gestorben .... such ich deine Hand.
Seit du gestorben .... da scheint was zu fehlen,
was wir seit langen Jahren schon vermisst.
Seit du gestorben bist, kann ich dir das erzählen
denn ich weiß jederzeit und immer wo du bist.

Seit du gestorben bist, kann ich mein Geld verprassen,
seit du gestorben bist da schweigt das Telefon.
Seit du gestorben bist, kannst du mich nicht verlassen
Und was noch besser ist, mir nie mehr damit droh’n.
Seit du gestorben bist,  bin ich mit mir geduldig,
seit du gestorben bist, weckt mich das Morgenrot.
Seit du gestorben bist, fühl ich mich nicht mehr schuldig,
seit du gestorben bist, da bist du tot!
 

KLEINE ERMUTIGUNG

Und wenn ich einmal einsam bin, dann rücke ich mir nah,
weiß nicht wohin, weiß nicht wohin und bleibe trotzdem für mich da,
und such mich an den Orten, an denen ich so frier,
in meinen Stürmen red ich dort mit mir.

Und wenn ich mal verlassen werde, weine ich mich zart,
die Wut fließt raus, die Wut fließt raus und wird nicht innen hart
und hoffe, ja ich hoffe, dass ich den Schmerz ertrag
und ihn nicht weitergeb‘ und meinen Nächsten damit schlag. 

Und wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann schweige ich mir Mut,
die Stille macht so vieles klar, doch längst nicht alles gut,
und schreit auch meine Seele rettungslos Alarm,
wenn ich mal nicht mehr weiter weiß, nehm ich mich in den Arm.

und wenn ich einmal glücklich bin, träum ich mich um die Welt,
beherrsche nichts, genieße alles, weil mir nichts mehr fehlt,
und seh' der Menschen Strahlen und folge ihrem Schritt

und nehme diese Liebe für dunkle Zeiten mit.